01.–17.12.2017 › Albertinum

Top Secret International (Staat 1)

Audiowalk durch das globale Netz der Geheimdienste
Aufführungen in deutscher Sprache
Foto: Sebastian Hoppe
Foto: Sebastian Hoppe
Foto: Sebastian Hoppe
Foto: Sebastian Hoppe
Foto: Sebastian Hoppe
Foto: Sebastian Hoppe
Foto: Sebastian Hoppe

Handlung

Was ist privat und was geheim? Welche Informationen versucht der Staat zu schützen? Wodurch werden Geheimdienste zu Machtapparaten, die ihre eigene Agenda verfolgen? Entlang an jahrhundertealten Exponaten konfrontiert ein Algorithmus die Besucher*innen mit realen Positionen ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter*innen, Whistleblower*innen oder Politiker*innen. Der Museumsbesuch wird zur Recherche im globalen Netz der Auslandsnachrichtendienste. Informationen werden gefunden, gesammelt, analysiert und bewertet. Aus den Besucher*innen werden Beobachtende, die individuell entscheiden, welcher Spur der „Intelligence“ sie folgen: der Whistleblowerin aus den USA, dem Ex-BND-Präsidenten oder dem chinesischen Dissidenten. Wer ist Teil des Spiels?

Mit den Stimmen von:
Jacob Appelbaum (Journalist und Spezialist für Computersicherheit), Marc Aurel (römischer Kaiser), Kai Biermann (investigativer Journalist, Zeit Online), William Binney (ehemaliger Technischer Direktor der NSA), Jonathan Bloch (Jurist, Autor), John Brennan (ehemaliger CIA Chef), Kate Doyle (Menschenrechtsanwältin USA), Amir F. (informeller Mitarbeiter des iranischen Geheimdienstes), Michael George (Cyber-Allianz Zentrum Bayern, Bayerisches Landesamt für Verfassungsschutz), MdB Dr. André Hahn (stellver. Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestages, MdB Die Linke), John Kiriakaou (ehemaliger CIA Mitarbeiter), Max M. (freier Mitarbeiter des BND), Thomas de Maizière (Bundesminister des Inneren), Bill Marczak (University of Toronto’s Citizen Lab), Platon (griechischer Philosoph), Avi Primor (ehemaliger israelischer Botschafter in Deutschland) Eric Rabe (Hacking Team), Anne Roth (Politologin, Referentin für die Fraktion Die Linke im NSA-Untersuchungsausschuss), Andor Sandor (ehem. Geheimdienstmitarbeiter Tschechien) Gerhard Schindler (ehemaliger BND Präsident), James Shortt (Ex KGB), Gwenyth Todd (ehemalige Sicherheitsberaterin im Weißen Haus), Kosta Tsetsos (Konfliktforscher an der Bundeswehruniversität), Ben Wizner (Anwalt American Civil Liberties Union), Jannis X. (Geheimpolizist, Griechenland), ein Anwalt, ein Überwachungsexperte, eine Dissidentin aus China und ein Kadermitglied der kommunistischen Partei Kubas.

Treffpunkt: Lichthof im Albertinum, Tresen Staatsschauspiel Dresden
Hinweis: Bitte bringen Sie als Pfand einen Lichtbildausweis mit (Personalausweis, Führerschein, Reisepass). Bitte geben Sie erst Ihre Garderobe und Taschen ab, behalten Sie Ihren Ausweis und kommen dann zur Anmeldung. Mit kurzen Wartezeiten ist zu rechnen.
Dauer der Aufführung: 1 Stunde und 30 Minuten.
Keine Pause

Besetzung

TECHNISCHE LEITUNG
Sven Nichterlein
RESEARCHER
Timothy Carlson, Uwe Gössel, Alexander Manuiloff
SPRECHER*INNEN
Peter Brombacher, Katja Bürkle, Anna Drexler, Wiebke Puls
KONZEPT, TEXT, REGIE
Rimini Protokoll
PRODUKTIONSLEITUNG
Jessica Páez
TON
Martin Sraier-Krügermann
INTERACTION DESIGN
Steffen Klaue
SYSTEM DEVELOPMENT
Martin Ohmann, Stefan Curow
DRAMATURGIE
Imanuel Schipper

Pressestimmen

„Rimini Protokoll bleiben sich treu und verstehen es dennoch, den Besucher zu überraschen.“
Dresdner Neueste Nachrichten, Torsten Klaus, 30.11.2017
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30.11.2017
„Rimini Protokoll bleiben sich treu und verstehen es dennoch, den Besucher zu überraschen.
Ein Kopfhörer, ein Bleistift, ein Notizbuch sind die notwendigen Utensilien. Mit dieser Minimalrequisite ausgestattet, beginnt der Weg entlang an Skulpturen, Mumien, Gemälden – und endet schließlich im Lichthof des Albertinums, wo es zu einer finalen Interaktion mit anderen kommt.
All das fühlt sich natürlich an wie eine Art Abenteuerspielplatz für Intellektuelle. Keiner wird hier verletzt, natürlich nicht. Oder doch? Denn der Einzelne ist an verschiedenen Punkten dieses Parcours gezwungen, Entscheidungen zu fällen, aus denen wiederum Verhaltensweisen erwachsen, die jene Entscheidung auch für andere Besucher sichtbar machen. Wir zeigen also indirekt, ob wir in fremden Mails lesen würden oder wie unsere Haltung zur Zensur ist. Ein heikler Auftritt, stellenweise nah am Abgrund des eigenen Selbst.
Beim Gang durchs Haus wird immer wieder auch die Interaktion mit anderen Teilnehmern dieser audioguidegeleiteten Tour durch den Fragenkatalog rund um die Geheimdienste befeuert. Besonders das kleine, unscheinbare Notizbuch wird zum Hilfsmittel, um elektronisch an das überwachende Mutterschiff die jeweiligen Entscheidungen des Einzelnen weiterzugeben. Lesen Sie, bei gegebener Gelegenheit, fremde E-Mails? Teilen Sie die Information über das nahende Ende der Welt mit wenigen oder mit allen? Zensur – ja oder nein? Solche und mehr Gretchenfragen sind zu beantworten – und je nachdem setzt sich dann die persönliche Tour durchs Haus auf verschiedene Weise fort.
Nach anderthalb Stunden ist man um ein paar Gewissheiten reicher, vielleicht gar um unangenehme. Und wer sich nach Ansicht des Algorithmus, der sich hinter dem Ganzen verbirgt, als trefflich erweist, bekommt einen Bewerbungsbogen für den BND. Kein Scherz. Und wohl auch nicht unbedingt ein Karrieresprung.“
Torsten Klaus, Dresdner Neueste Nachrichten
„‚Top Secret International (Staat 1)‘ ist dreierlei: Museumsbesuch, Spionage-Spielspaß und verblüffend erhellendes Lehrstück über Staatsmacht und Überwachung.“
Dresdner Morgenpost, Heiko Nemitz, 30.11.2017
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30.11.2017
„Die Teilnehmer werden, ausgestattet mit sendefähigem Notizbuch und Kopfhörern, zu einer Art Agenten-Schnitzeljagd quer durch das Museum gelotst.
‚Top Secret International (Staat 1)‘ ist somit dreierlei: Museumsbesuch, Spionage-Spielspaß und verblüffend erhellendes Lehrstück über Staatsmacht und Überwachung.“
Heiko Nemitz, Dresdner Morgenpost
„So sind Sie mit Sicherheit noch nie durch das Albertinum gegangen. Mit einem Notizblock, Bleistift und Kopfhörern bewaffnet, eigentlich unauffällig, aber in geheimer Mission im Museum.“
Sächsische Zeitung, Johanna Lemke, 01.12.2017
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01.12.2017
„So sind Sie mit Sicherheit noch nie durch das Albertinum gegangen. Mit einem Notizblock, Bleistift und Kopfhörern bewaffnet, eigentlich unauffällig, aber in geheimer Mission im Museum. Über die Kopfhörer erfahren Sie nicht etwa Wissenswertes über die ausgestellten Werke. Sondern Sie werden mitgenommen auf eine Wissensreise in die Welt der Geheimdienste, von BND über CIA bis zum chinesischen Nachrichtendienst Guojia Anquan Bu. Dass dieser das Ziel hat, Gegner der Regierung mundtot zu machen, ist keine Neuigkeit. Seine Methoden aber kennt man vielleicht nicht unbedingt, genauso wenig wie die des Bundesnachrichtendienstes. Hier nun plaudern Experten, Spitzel und Betroffene über Überwachung, Zensur und Folter – während man an Gemälden von Caspar David Friedrich vorbeischlendert.
Neben Skulpturen erfährt man Wissenswertes über Geheimdienste, über den Staat im Staat, wird sensibilisiert für das Gefühl, jederzeit unter Beobachtung zu stehen. Noch fragt man sich, warum man für diese Informationen ausgerechnet in einem Museum herumstehen muss. Doch schnell wird klar: Dies hier ist einer der Orte, an denen man ganz wunderbar jemanden bespitzeln, unauffällig Informationen austauschen oder Botschaften hinterlassen könnte. Schnell fühlt man sich wahnsinnig konspirativ, wenn man gebeten wird, sich an einem Tisch im Studiendepot sitzend, unbemerkt Notizen zu machen.
Langsam verändert sich die Tonspur. Nun kommen zu dem rein Wissenswerten Fragen hinzu, bei denen man sich entscheiden muss. ‚Verfügst du über Informationen, die jemanden bestechbar machen?‘ Je nach Antwort soll man sich in bestimmte Räume begeben, Handbewegungen durchführen. Immer weiter geht das Spiel. Und so kommt es, dass man an der Balustrade zum Lichthof steht und von einer Bank im Erdgeschoss winkt einem jemand zu. Man ist Teil eines Plans, den man nicht kennt. Das Misstrauen entsteht wie von allein. Welche Mission hat die Frau neben mir? Blicke werden ausgetauscht, Zettelchen geschrieben. Jemand weicht dem Blick aus. Man überlegt: Ist der Geheimdienst dafür da, uns zu schützen, oder müssen wir uns vor ihm schützen?
Nur nicht falsch verstehen: Es handelt sich bei ‚Top Secret International (Staat 1)‘ nicht um Mitmachtheater. Es geht vor allem darum, das System körperlich nachzuempfinden. In Kombination mit den lehrreichen Audiospuren ergibt sich so die Rimini-typische Verbindung aus Performance und Realität. Immer wieder lauscht man Gedankenanregungen aus dem Kopfhörer, während man aufgefordert wird, bestimmte Bilder zu betrachten. Vor einer romantischen Jagdgesellschaft stehend fragt man sich: ‚Sind die Spitzel unter uns?‘ Man sieht sich um. Was hat der Mann da drüben wohl gerade vor?“
Johanna Lemke, Sächsische Zeitung
TOP SECRET INTERNATIONAL (STAAT 1) ist Teil der Produktionsserie STAAT 1–4, einer Kooperation zwischen Haus der Kulturen der Welt (HKW), Münchner Kammerspiele, Düsseldorfer Schauspielhaus, Staatsschauspiel Dresden, Schauspielhaus Zürich und Rimini Protokoll im Rahmen des HKW-Langzeitprojekts 100 Jahre Gegenwart. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. STAAT 1 wurde vom Goethe-Institut mitinitiiert als Teil von Sensible Daten, einem internationalen Langzeitprojekt des Goethe-Instituts mit der Bundeszentrale für politische Bildung, den Münchner Kammerspielen und dem Bard College.