Deutsche Erstaufführung 25.02.2017 › Kleines Haus 3

Secondhand-Zeit. Leben auf den Trümmern des Sozialismus ВРЕМЯ СЕКОНД ХЭНД

nach dem Buch von Swetlana Alexijewitsch
In der deutschen Übersetzung von Ganna-Maria Braungardt
Ein Theaterprojekt mit Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion
Auf dem Bild: Galina Sadomskaya, Waldemar Schönberger, Dimitri Krause, Yuliya Stukanova, Mykhailo Sukhonosov, Olga Komarevtseva, Svitlana Vyshnevska, Ekaterina Makarikova
Foto: Matthias Horn
Auf dem Bild: Ekaterina Makarikova, Yuliya Stukanova, Galina Sadomskaya, Sergej Kutepov, Anastasiya Stukanova
Foto: Matthias Horn
Auf dem Bild: Ekaterina Makarikova, Yuliya Stukanova, Svitlana Vyshnevska, Dimitri Krause, Sergej Kutepov, Olga Komarevtseva, Mykhailo Sukhonosov
Foto: Matthias Horn
Auf dem Bild: Dimitri Krause, Ekaterina Makarikova
Foto: Matthias Horn
Auf dem Bild: Mykhailo Sukhonosov, Dimitri Krause, Olga Komarevtseva, Galina Sadomskaya, Yuliya Stukanova
Foto: Matthias Horn
Auf dem Bild: Olga Komarevtseva
Foto: Matthias Horn
Auf dem Bild: Sergej Kutepov
Foto: Matthias Horn
Auf dem Bild: Yuliya Stukanova, Anastasiya Stukanova, Galina Sadomskaya, Sergej Kutepov, Mykhailo Sukhonosov, Svitlana Vyshnevska, Olga Komarevtseva, Dimitri Krause, Waldemar Schönberger
Foto: Matthias Horn
Auf dem Bild: Dimitri Krause, Yuliya Stukanova, Ekaterina Makarikova
Foto: Matthias Horn
Auf dem Bild: Anastasiya Stukanova
Foto: Matthias Horn
Auf dem Bild: Waldemar Schönberger, Galina Sadomskaya, Olga Komarevtseva, Dimitri Krause, Anastasiya Stukanova, Mykhailo Sukhonosov, Svitlana Vyshnevska
Foto: Matthias Horn
Auf dem Bild: Olga Komarevtseva
Foto: Matthias Horn

Handlung

„Heute sitzen nur Banditen im Parlament. Beschissen haben sie uns mit der Perestroika!“

In „Secondhand-Zeit“ berichten Menschen aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion aus ihrem Leben vor und nach dem Zusammenbruch der UdSSR. Es sind solche, die sich betrogen fühlen von der Perestroika, und solche, die glücklich über die neuen Möglichkeiten sind. 25 Jahre nach dem Zusammenbruch des Imperiums stellen sie sich die Frage nach dem Wesen von Freiheit. Was ist von den Verheißungen der Demokratie und des Kapitalismus übrig geblieben? Die Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch lässt in ihren Büchern den einzelnen Menschen zu Wort kommen und erzählt durch die kleinen Geschichten zugleich auch die große Geschichte. Der Text wirkt wie ein Kommentar auf das Leben in Dresden nach 1989 und die bis heute spürbaren Folgen des tiefgreifenden Systemwandels. Frauen, Männer und ein Kind aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, die heute in Dresden leben, leihen diesen Erinnerungen ihre Stimme und gleichen sie mit ihren Erfahrungen und Haltungen ab.
Dauer der Aufführung: 1 Stunde und 35 Minuten.
Keine Pause.

Besetzung

Bühne und Kostüme
Dramaturgie
Evgenia Gapankova, Olga Komarevtseva, Dimitri Krause, Sergej Kutepov, Ekaterina Makarikova, Galina Sadomskaya, Waldemar Schönberger, Yuliya Stukanova, Mykhailo Sukhonosov, Svitlana Vyshnevska

Video

Pressestimmen

„Ein hervorragender Abend. Viel und verdienter Beifall.“
MDR Kultur, Wolfgang Schilling, 26.02.2017
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26.02.2017
„Ein hervorragender Abend. Alle waren großartig, eine 100 % Zufriedenheitsquote.
Bürgerbühne ist eben nicht mit Laientheater gleichzusetzen. Die Laienschauspieler stehen zwar auf der Bühne, aber sind inhaltlich eben immer die Profis, weil sie das, was sie uns auf der Theaterbühne vorführen draußen vor der Tür leben oder eben am eigenen Leib erlebt haben. Dieses unschlagbare Expertenwissen trifft in Dresden auf ein professionelles Theaterteam: Regisseure, Dramaturgen, Bühnen- und Kostümbildner, die mit ihnen zusammen rausholen, was rauszuholen ist, ohne aus diesen Experten des Alltags Schauspieler machen zu wollen, sondern sie mit einem guten Händchen so führen, dass sie auch in ihren Rollen auf der Bühne so authentisch bleiben können, wie sie es im echten Leben sind. Das Ergebnis haut einen regelmäßig weg, ergreift Kopf, Herz und Bauch. Wenn die Bühne dann noch voller Russen ist, eben auch die Seele.
In immer kurzen, sehr prägnanten Spielszenen, die von einem hintergründigem Rhythmus und der Musik von Vredeber Albrecht so richtig getrieben werden, das ist eine Melange aus Tschaikowsky, Beats und Rap, die sich niemals in den Vordergrund drängt, dem Spiel aber so einen Drive gibt. Das ist eine rasante, szenische Revue, in der Witz, Sehnsucht und Abscheu zum Tragen kommt.
Viel und verdienter Beifall und vom Kritiker ein большие спасибо an alle, die da auf der Bühne standen. Der Regisseur des Abends David Benjamin Brückel darf das auch für sich in Anspruch nehmen, das große Dankeschön.“
Wolfgang Schilling, MDR Kultur
„Lang anhaltender, verdienter Beifall für einen Abend, der Antworten sucht, ohne einfache zu geben. Ganz im Sinne Alexijewitschs.“
Dresdner Neueste Nachricht, Torsten Klaus, 27.02.2017
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27.02.2017
„Woher? Wohin? Zwischen diesen als Pole fungierenden Fragen pendelt die Literatur. Die weißrussische Autorin Swetlana Alexijewitsch nähert sich dabei eher der Perspektive des Woher? an. Das gilt für ihre Bücher über sowjetische Frauen im Zweiten Weltkrieg, den Afghanistan-Krieg oder auch Tschernobyl. Als Interviewerin spricht sie mit zahlreichen Menschen, daraus entsteht schließlich Alexijewitschs Dokumentarliteratur, für die sie 2015 den Nobelpreis erhielt.
Der deutsche Osten ist prädestiniert für Alexijewitschs Fragen. Dresden sowieso: Weil hier tausende russische Muttersprachler, darunter viele Russlanddeutsche, zu Hause sind. Mit zehn von ihnen hat die Bürgerbühne Dresden unter Regisseur David Benjamin Brückel Alexijewitschs ‚Secondhand-Zeit‘ als Deutsche Erstaufführung unterm Dach des Kleinen Hauses umgesetzt. Dabei verwebt sich die Dokumentarliteratur der Weißrussin mit den persönlichen Erfahrungen und Aussagen der Protagonisten.
Der ambivalente Blick auf Gestern und Heute zieht sich nicht nur durch Alexijewitschs Buch, er zieht sich auch durch die Aussagen der zehn Bürgerbühnen-Schauspieler. Einige Szenen bleiben besonders im Gedächtnis. Wie die beiden Soldaten, die den Leichnam des Marschalls Achromejew aus dessen Dienstzimmer bergen, wo er nach dem gescheiterten August-Putsch Selbstmord beging. Oder die Unmöglichkeit eines Paares, zusammen in Baku zu leben – weil der Mann Muslim ist. Schlicht großartig und zu Recht mit Szenenapplaus bedacht: Yuliya Stukanovas Porträt einer erfolgreichen Unternehmerin. Ihre Suada gipfelt in der Aussage: ‚Ich habe keine Angst vor der Einsamkeit. Ich habe Angst vorm Zahnarzt.‘ Alles ist da in dieser Post-Sowjetunion: die Hinwendung zum Selbst wie zum Geld, der Rassismus, die Rücksichtslosigkeit, aber auch die Mitmenschlichkeit und die Freundlichkeit. Nicht mal die ungebremst kapitalistische Entwicklung in Russland, Weißrussland oder der Ukraine hat die besseren Seiten der Menschen gänzlich verschwinden lassen.
Die sechs Frauen und vier Männer spielen vor einer grauen Wand und in einem hellen Holzverschlag, der vom Kiosk bis zur katakombischen Moskauer Kommunalka, in der 20 tadschikische Gastarbeiter zusammengepfercht leben, rasch umfunktioniert werden kann. Der wie eine überdimensionale Kiste wirkende Ort ist mit russischen Sätzen aus Alexijewitschs Buch bedruckt wie ‚Die Schwalben sind da. Dann wird's bald warm.‘ Ausdruck des Poetischen im Dokumentarischen. Im Auf und Ab der Antworten, die Alexijewitsch gesammelt hat, zeichnet sich dann doch etwas ab: Die Welt gut einzurichten, dazu bedarf es guter Menschen. Ein Satz, in dem sich Möglichkeit und Unmöglichkeit kreuzen. Die Dresdner Bürgerbühnen-Umsetzung dieses Buches verdient riesigen Respekt. Deshalb seien alle Mitspieler auch namentlich genannt: Olga Komarevtseva, Dimitri Krause, Sergej Kutepov, Ekaterina Makarikova, Galina Sadomskaya, Waldemar Schönberger, Anastasiya Stukanova, Yuliya Stukanova, Mykhailo Sukhonosov, Svitlana Vyshnevska. Lang anhaltender, verdienter Beifall für einen Abend, der Antworten sucht, ohne einfache zu geben. Ganz im Sinne Alexijewitschs.“
Torsten Klaus, Dresdner Neueste Nachricht
„Hier wird Geschichte verhandelt, die nachwirkt, wie eine nicht auskurierte Krankheit.“
Sächsische Zeitung, Rafael Barth, 28.02.2017
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28.02.2017
„Zehn Bürger aus der Sowjetunion erkunden am Staatsschauspiel Dresden, was das Leben im Sozialismus mit ihnen machte.
Anderthalb Stunden verbringt man mit solchen Episoden, die bedrücken und auch den Darstellern nahegehen. Es macht nichts, dass sich der ein oder andere etwas Lockerheit erst noch erspielen wird: Hier wird Geschichte verhandelt, die nachwirkt, wie eine nicht auskurierte Krankheit. DDR-Bürgern könnte manches bekannt vorkommen. ‚Geboren in der UdSSR‘, stellt die Frau in der roten Jacke fest: ‚Das ist eine Diagnose.‘“
Rafael Barth, Sächsische Zeitung