Mit Christiane Lehmann erhält die Bürger:Bühne am Staatsschauspiel Dresden ab der Spielzeit 2024/2025 eine neue Leitung. Christiane Lehmann ist Regisseurin, Dramaturgin und Kulturvermittlerin und an der Bürger:Bühne keine Unbekannte: Bereits 2009 war sie bei der Gründung dabei und begleitete die Sparte am Staatsschauspiel Dresden über viele Jahre. „Die Bürger:Bühne war von Anfang an ein in Europa vorbildhaftes Projekt, das mit seinen partizipativen Projekten und dem hohen künstlerischen Anspruch wichtige Schritte geht, um das Theater zukunftsfähig für die Stadtgesellschaft zu öffnen“, sagt Lehmann. Seit 2010 arbeitete Christiane Lehmann auch als freie Theaterpädagogin und Gastdozentin und folgte 2021 dem Ruf in die Hauptstadt. Dort übernahm sie am Deutschen Theater Berlin die Co-Leitung der Jugendsparte Junges DT.
„Ich freue mich sehr, ab der Spielzeit 2024/2025 die künstlerische Leitung der Bürger:Bühne am Staatsschauspiel Dresden übernehmen zu dürfen. Besonders die Wiederbegegnung mit geschätzten Kolleg*innen, produktiven Arbeitsbeziehungen, aber vor allem mit der Stadt Dresden und dem gewachsenen Netzwerk in die freie Szene machen große Lust auf die nächsten Spielzeiten“, sagt sie. Christiane Lehmann hat den Ansporn, gemeinsam mit den Bürger*innen Dresdens immer wieder neu ästhetische Übersetzungen und Zusammenhänge für die Stadt zu entwickeln. „Wer spricht eigentlich für wen? Wie erzählen wir von uns, wie wollen wir von uns in Zukunft erzählen? Diesen ästhetischen Dialograum zu stärken, mit Lust auf Auseinandersetzung ohne Vereinfachung oder Polemik, sehe ich als Herausforderung und Aufgabe, der ich mich mit Freude stellen werde.“
Tobias Rausch, der die Bürger:Bühne seit Beginn der Spielzeit 2019/2020 leitet, folgt einer Einladung des Research Institute for Sustainability – Helmholtz-Zentrum Potsdam. Dort wurde ihm ab Sommer 2024 eine Senior-Fellowship angeboten. Die Fellowship bietet ihm „die einmalige Möglichkeit“ (Rausch), mit einem Team von international renommierten Wissenschaftler*innen aus dem Bereich der Klima- und Nachhaltigkeitsforschung zusammenzuarbeiten. Ziel der Fellowship ist es, neue künstlerische Narrative für die Transformation unserer Gesellschaft zu einem nachhaltigen Miteinander zu entwickeln. Da dies die enge Zusammenarbeit mit den Forschungsgruppen in Potsdam vor Ort voraussetzt, ist die Fellowship nicht vereinbar mit seiner Arbeit als Leiter der Bürger:Bühne.
Joachim Klement, Intendant des Staatsschauspiels Dresden, dankt ebenfalls Tobias Rausch „für fünf intensive Jahr der Zusammenarbeit, in der von Jahr zu Jahr neue Formen der Partizipation für die Bürger*innen aus Dresden und der Region entwickelt wurden, generationenübergreifend, interkulturell und in immer wieder unterschiedlichen, überraschenden und berührenden Projekten“.
Er freue sich auch sehr auf die Zusammenarbeit mit Christiane Lehmann, die ihre am Deutschen Theater in Berlin gesammelten Leitungserfahrungen, nun in ihrer neuen Funktion einbringen werde. Joachim Klement: „Sie wird dieses Vorzeigemodell der deutschen und europäischen Theaterlandschaft weiterentwickeln. ‚Führt euch auf!‘ war eine Ermunterung, die am Anfang der Bürgerbühne vor 15 Jahren ausgegeben wurde, Christiane Lehmann wird diesem Motto noch einmal ganz neue Perspektiven geben.“
Christiane Lehmann ist Regisseurin, Dramaturgin und Kulturvermittlerin. Sie studierte Literaturwissenschaft, Philosophie und Soziale Arbeit und war bereits von 2009 bis 2020 an der Bürger:Bühne am Staatsschauspiel Dresden tätig. Darüber hinaus arbeitete sie als Gastdozentin und freie Theaterpädagogin. Von 2021 bis 2023 übernahm sie am Deutschen Theater Berlin (Intendanz: Ulrich Khuon) die künstlerische Co-Leitung der Jugendsparte Junges DT und arbeitete bei zahlreichen Produktionen als Dramaturgin. Eigene Regiearbeiten mit Bürger*innen entstanden am Staatsschauspiel Dresden, am Deutschen Theater Berlin, sowie an der Bürgerbühne in Frankfurt (Oder). Zudem war sie Mitbegründerin der Initiative TOLERAVE 2015, veranstaltete das Festival SHOP OR DIE! und engagiert sich seit 2015 ehrenamtlich im Bereich Moderation, Organisation und Formatentwicklung bei DAVE, einem Festival für Clubkultur in Dresden.
Tobias Rausch führte 2016 bei dem Rechercheprojekt WIND.MÜHLEN.FLÜGEL nach Miguel de Cervantes' DON QUIJOTE Regie und schrieb den Text, gemeinsam mit Matthias Reichwald inszenierte er bereits 2013 WEISSE FLECKEN, ein Theaterstück über Demenz für Bürger, Chor und Schauspieler. Beide Produktionen entstanden für die Bürger:bühne, die er seit 2019/2020 leitet. Er inszenierte hier zuletzt u. a. LEHR_KRAFT_PROBE, ASPHALT, TAUSEND SONNEN und DO IT YOURSELF. Rausch gilt als neugieriger Forscher und Grenzgänger unter den Theatermachern. Nach dem Studium der Philosophie, Biologie und Literaturwissenschaften gründete er das Berliner Theater- und Performancekollektiv lunatiks produktion. Aus der Beschäftigung mit der sozialen und mentalen Realität unserer Gesellschaft hat Tobias Rausch in den letzten Jahren eine spezifische Form des Recherchetheaters entwickelt. Nicht die dokumentarische Wahrheit steht bei ihm im Vordergrund, sondern die Erforschung der Psychotopographie einer gesellschaftlichen Situation. Oft spielen anthropologische und naturwissenschaftliche Fragen in seinen Arbeiten eine zentrale Rolle, wie in seinem fünfjährigen botanischen Langzeittheater DIE WELT OHNE UNS am Schauspiel Hannover (seit 2010). Tobias Rausch wurde mit dem Otto-Kasten-Preis der Intendantengruppe im Deutschen Bühnenverein 2012, dem Bremer Autoren- und Produzentenpreis 2007, dem Humboldt-Preis 2001 und mehreren Stipendien ausgezeichnet.