Blutbuch
Handlung
In einem unerhört heißen Zürcher Sommer beginnt Kim de l’Horizons Protagonist*in, sich an die eigene Biografie heranzuschreiben: Während sich die Erinnerung der Großmutter in Demenz auflöst, macht sich das lyrische Ich in einer furiosen Gegenbewegung daran, die in der Familiengeschichte klaffenden Lücken zu füllen. Zwischen Bibliotheksrecherchen zur im großmütterlichen Garten gepflanzten Blutbuche und Dating-Eskapaden in der urbanen queeren Szene forscht es nach der nicht tradierten weiblichen Blutslinie. Dabei stößt es alternative Wissensformen, auf Vorfahrinnen mit magischen Kräften und auf eine als junge Frau verschwundene Großtante. Im Versuch, das Unbehagen gegenüber dem eigenen Körper und der eigenen Sexualität abzulegen, lehnt es sich gegen das von Generation zu Generation weitergegebene Schweigen auf.
Ebenso wie de l’Horizons Erzählfigur, die sich weder als weiblich noch als männlich identifiziert, ist die Sprache des BLUTBUCHS in einem Dazwischen angesiedelt: fluide und überbordend bewegt sie sich zwischen Poesie und Trash und unterspült dabei jeden Versuch der Einordnung. Regisseur und Ensemblemitglied Simon Werdelis bringt den Roman auf die Bühne im Kleinen Haus 1.
Besetzung
Einfache Sprache
Im „Blutbuch“ erzählt eine nichtbinäre Person: Sie ist keine Frau, aber auch kein Mann.
Sie ist ein Mensch dazwischen.
Ihre Oma vergisst immer mehr, aber die Erzählfigur will sich erinnern.
Deswegen beschäftigt sie sich mit der Geschichte ihrer Familie.
Dafür liest sie Bücher und spricht mit ihren Verwandten.
Manchmal will sie sich ablenken, weil in der Familie viel Schlimmes passiert ist.
Dann trifft sie sich mit fremden Menschen und hat mit ihnen Sex.
Bei ihrer Suche erfährt sie viel über die Frauen in der Familie.
Über die Leben dieser Frauen hat davor niemand nachgedacht oder geredet.
Die Erzählfigur möchte, dass dieses Schweigen aufhört.
Sie fühlt sich nicht wohl mit ihrem Körper und ihrer Sexualität.
Sie glaubt, dass das etwas mit ihrer Familiengeschichte zu tun hat.
Die Sprache im „Blutbuch“ ist sehr besonders.
Es ist die ganz persönliche Sprache der Person, die erzählt.
Manchmal ist sie schön und manchmal voller Gewalt.
Der Regisseur Simon Werdelis inszeniert den Text.
Er ist auch Schauspieler im Ensemble.