Premiere 07.05.2011 › Schauspielhaus

Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade

von Peter Weiss
Auf dem Bild: Thomas Braungardt, Torsten Ranft, Thomas Eisen, Sebastian Wendelin, Thomas Leboeg, Sonja Beißwenger
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Torsten Ranft, Thomas Eisen
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Thomas Eisen
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Annika Schilling, Sonja Beißwenger
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Torsten Ranft, Sebastian Wendelin, Annika Schilling, Thomas Braungardt
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Sonja Beißwenger, Sebastian Wendelin, Annika Schilling, Thomas Braungardt, Torsten Ranft
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Sebastian Wendelin, Sonja Beißwenger, Thomas Eisen, Torsten Ranft
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Torsten Ranft, Thomas Eisen
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Sonja Beißwenger, Annika Schilling
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Sonja Beißwenger, Torsten Ranft, Sebastian Wendelin, Thomas Braungardt
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Torsten Ranft, Annika Schilling, Sonja Beißwenger
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Thomas Braungardt, Torsten Ranft, Thomas Eisen, Sonja Beißwenger, Sebastian Wendelin, Thomas Leboeg, Annika Schilling
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Annika Schilling, Sonja Beißwenger, Sebastian Wendelin, Thomas Leboeg
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Thomas Eisen
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Thomas Leboeg, Thomas Braungardt, Sonja Beißwenger, Sebastian Wendelin, Thomas Eisen, Annika Schilling, Torsten Ranft
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Thomas Eisen, Torsten Ranft
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Sebastian Wendelin, Torsten Ranft, Thomas Eisen
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Thomas Eisen
Foto: David Baltzer

Handlung

Peter Weiss’ „Marat / Sade“ zählt zu einem der Schlüsseltexte der deutschen Nachkriegsgeschichte. Im Theatersaal der Heilanstalt von Charenton – so heißt es im Stück – studiert Marquis de Sade zusammen mit anderen Insassen der psychiatrischen Anstalt die Ermordung Marats ein. In „Marat / Sade“ wird dabei weniger die Frage nach Revolution oder Konterrevolution verhandelt. Weiss war vielmehr daran interessiert, welche Revolution ausgerufen werden soll: die soziale Revolution eines Marats oder die Revolution des Individuums im Sinne de Sades. Der Stoff des Stücks hat besonders die „Neue Linke“ der 1968er-Bewegung nachhaltig beeinflusst, wie auch die kritischen Köpfe des sozialistischen Systems in der DDR. So war der Maler, Filmemacher und Autor Peter Weiss einer der wenigen Dramatiker, die gleichermaßen viel auf den Bühnen in der DDR und der BRD gespielt wurden. Aus dem Kampf um die „richtige“ Revolution geht Marat als knapper Sieger hervor. Jacques Roux, ein Anhänger Marats, erklärt indes im Stück: „Vor allem andern müssen grundlegende Änderungen in den Verhältnissen erreicht werden.“
Die Regisseurin Friederike Heller versucht sich an der Vergegenwärtigung der Themen um die Französische Revolution und ihrer Folgen und setzt diese in direkten Bezug zu den aktuellen weltpolitischen Entwicklungen. Heller, die an namhaften Theatern wie dem Wiener Burgtheater, dem Schauspiel Köln und zuletzt mit ihrer viel beachteten ANTIGONE-Interpretation an der Schaubühne Berlin arbeitete, inszeniert nach Goethes WILHELM MEISTERS LEHRJAHRE nun wieder am Staatsschauspiel Dresden.

Besetzung

Regie
Friederike Heller
Bühne und Kostüme
Sabine Kohlstedt
Musik
Thomas Leboeg
Dramaturgie
Licht
Gunter Hegewald
Jean-Paul Marat
Marquis de Sade
Ausrufer
Sonja Beißwenger
Duperret / Simonne
Thomas Braungardt
Charlotte Corday
Annika Schilling
Jacques Roux
Sebastian Wendelin
sowie
Thomas Leboeg

Video

Interview

Die freundliche Besessenheit

Einige Antworten der Regisseurin Friederike Heller zu ein paar Theaterfragen
Die Regisseurin Friederike Heller eröffnete vergangene Spielzeit mit ihrer Inszenierung von Goethes WILHELM MEISTERS LEHRJAHRE die Saison im Schauspielhaus. In der Saison 2010.2011 kehrt sie für eine Regiearbeit nach Dresden zurück.
Für diese Saisonvorschau beantwortete sie der Dramaturgin Beret Evensen einige Theaterfragen.

Können Sie sich daran erinnern, warum Sie sich einmal für das Theater als Kunstform entschieden haben?
Der entscheidende Moment war ein Doppelschlag im Herbst 1986 : „Linie 1“ im Berliner Grips Theater und „Lover Season“, das unglaublich coole Musical des damaligen Abiturjahrgangs meines Gymnasiums (ich war 12). Ich zwangsharkte im Garten meiner Eltern und Theatermachen war der Olymp. Außerdem bin ich schon immer ein sehr kommunikativer, will nicht sagen: geschwätziger Mensch gewesen. Die Stallwärme, die ich sofort im Theater gewittert habe, sagte mir sehr zu.

Sie arbeiten in drei Theaterstädten: in Wien, Berlin und Dresden. Spielt der jeweilige Ort eine Rolle in ihrer Arbeit?
Ja. Berlin ist zu Hause, Dresden ist die Sandkastenliebe, mit der ich Pferde stehlen gehen kann und Wien ist eine durchgeknallte reiche Tante. Ich habe in Köln, Stuttgart, Frankfurt und München gearbeitet und blieb dort der Stadt fremd. In Hamburg, Berlin, Dresden und Wien fühlte ich mich zu Hause. Bei mir fließt das Herzblut also anscheinend Richtung Norden und Osten.

Was hat Dresden?
Interessante Narben.

Was fehlt der Stadt?
Interessante Nervosität.

Sie arbeiten in Berlin als Regisseurin und als Dramaturgin. Was lernt die eine von der anderen?
Ach Lernen ... Man steht in jeder Arbeit immer irgendwann wie der Ochs vorm Berge und staunt, egal ob als Regisseur, Dramaturg oder Schauspieler. Es ist so schwierig wie erleichternd, nicht das Nadelöhr Regie zu sein. Die Sprache der Büros auf der Leitungsetage des Theaters ist eine gänzlich andere als die auf der Probe. Es ist angenehm, in die Probenhöhle zurückzukehren. Es ist angenehm, ihr zu entfliehen.
Drei Berufe zu haben ist toll (ich bin Mutter von zwei Kleinkindern). Wenn der Tag nur 28 Stunden hätte ...

Was reizt Sie daran, in Berlin Teil des Leitungsteams eines Theaters zu sein? Sind die Möglichkeiten vielfältiger in einem festen Arbeitszusammenhang?
Nein. Nur anders. Probleme des freiflottierenden Künstlernomadendaseins gehen (der ice ist nicht mehr mein Wohnzimmer), andere Probleme kommen hinzu. Es ist kompliziert, als Künstler für die eigene kleine Vision zu arbeiten und zeitgleich die Interessen des Hauses, des Theaterbetriebs mitzudenken.
Können Sie ihren Stil beschreiben?
Meine Abende werden als intelligent, aber kindlich plus musikalisch beschrieben. In der Arbeit bin ich sehr freundlich und geduldig.

Was ist bei der Arbeit zuerst da? Der Raum? Der Text? Eine Idee? Etwas vollkommen anderes?
Ganz klar: der Text. Wobei oft ein Impuls der Subversion ins Spiel kommt. In dem Moment, in dem ich im Text eine „Echtzeit-Ebene“ (das ist ein frei erfundenes Fachwort) spüre, springe ich an.

Gibt es einen idealen Schauspieler?
Gibt es den idealen Menschen? Es kommt immer auf die Chemie zwischen Schauspieler und Regisseur an. Ich reagiere gut auf Kindsköpfe, die eine freundliche Besessenheit treibt. Wenn auf der Probe nicht gelacht wird, verwelke ich.

Welche Geschichten erzählen Sie am liebsten auf der Bühne?
Solche, die nicht so tun, als zeigten sie die Realität, sondern lieber die, die lustvoll und stolz mit ihrer konstitutiven Bedingung umgehen: Ein Narrativ zu sein. Anders gesagt: Durchgeknallte Fabeln mit vielen Liedern.

Sie haben sich immer wieder auf große Romane gestürzt. Was kann ein Roman auf der Bühne? Was nicht?
Eine Romanadaption für die Bühne bietet den Vorteil, dass ich im Laufe der Proben die Dramaturgie des Abends aus dem Material herausarbeiten kann. Bei einem fertigen Bühnenstück hingegen bin ich dazu eingeladen, die des Autors nachzuvollziehen. Ersteres ist immer ein Abenteuer, da man einen kleinen Anteil an der Autorenschaft des Abends erwirbt. Ein Stück hingegen bietet sich besser als Sparringpartner an.

Warum ist Livemusik eine zentrale Komponente ihrer Arbeit?
Bei Musik kann ich hören, vielleicht eher spüren, ob eine Szene stimmt. Mit der Psychologie eines Textes komme ich wegen der Realität des „Lügens“ auf der Bühne (also der Mimesis), immer ins Schleudern.

Was soll das Theater?
Den Weltuntergang um zwei Minuten nach hinten verschieben.

Was nicht?
Sich dumm stellen.