Eines langen Tages Reise in die Nacht
Deutsch von Michael Walter
Handlung
Nominiert für den Deutschen Theaterpreis DER FAUST 2025 in der Kategorie Regie Schauspiel
Auf der Shortlist des Berliner Theatertreffens 2025
O’Neills berühmtestes Stück, für das er 1957 mit dem Pulitzer-Preis für Drama ausgezeichnet wurde, ist ein Klassiker des 20. Jahrhunderts. In der an einem Tag spielenden Familiensaga sind in den vier Hauptfiguren exemplarische Erfahrungen des menschlichen Egoismus, des Versagens, des Lügens und der Sucht nach Verdrängen und Vergessen wie unter einem Brennglas gebündelt. Bis in die Namen der Figuren hinein spiegelt sich in dem 1941 vollendeten Stück, das erst 1956 posthum veröffentlicht wurde, die eigene Lebensgeschichte des Autors wider, dessen Vater Schauspieler war. Im Stück zeigt O’Neill in der Vaterfigur James Tyrone einen einst erfolgreichen, großen Schauspieler und kleinen Immobilienspekulanten, der aus Geiz seine Frau Mary in die Drogensucht abgleiten lassen hat. Auch ihre beiden Söhne scheitern beim Versuch, eigene Lebensentwürfe zu finden. Am Morgen dieses einen langen Tages, den O’Neill schildert, erhält die Familie Gewissheit, dass Edmund, der jüngste Sohn, unheilbar krank ist. Auch dafür gibt der ältere Bruder Jamie dem Vater die Schuld, der wieder einmal beim billigsten Arzt der Gegend geblieben ist, statt rechtzeitig für die notwendige medizinische Behandlung von Edmund zu sorgen. Jamie ist Schauspieler wie sein Vater, doch er ist erfolglos, hasst seinen Beruf und trinkt. Mary Tyrone verdrängt den Ernst der Lage um Edmund und versucht, allen vorzuspielen, dass sie selbst die Suchtabhängigkeit überwunden hat. In einem großen nächtlichen Finale brechen die Lebenslügen in sich zusammen. O’Neills Stück ist einerseits ein realistisches Abbild einer Familientragödie, anderseits ist es durchzogen von Melancholie, grimmigem Humor und dunkler Romantik.
Sebastian Hartmanns Inszenierung geht dem Exemplarischen, dem geradezu Rituellen der Familienkonflikte der Tyrons nach. Er setzt dabei die handelnden Figuren in eine abstrakt-poetische Bühnenwelt und verzichtet auf eine naturalistische Ausgestaltung und chronologische Nacherzählung von O’Neills Dramentext. Die Darsteller*innen verfügen in seiner Inszenierung frei über die geprobten Situationen und Textpassagen und setzen sie in jeder Aufführung neu und live zusammen. Durch diese von Sebastian Hartmann entwickelte Spielweise wird jeder Theaterabend zu einer ‚Premiere‘ mit großer spielerischer Intensität.
Eine Pause.
Besetzung
Termine
Wir veröffentlichen regelmäßig neue Termine.
Video
Nominierung für „DER FAUST“
Sebastian Hartmann ist für seine Regie von EINES LANGEN TAGES REISE IN DIE NACHT nominiert für den Deutschen Theaterpreis DER FAUST.
DER FAUST ist der wichtigste Theaterpreis im deutschsprachigen Raum. Insgesamt sind mehr als 60 Künstler*innen und Kollektive in 12 Kategorien in diesem Jahr nominiert. Die Preisträger*innen werden bei einer großen Gala am 15. November 2025 im Theaterhaus Stuttgart ausgezeichnet.
Carsten Brosda, Präsident des Deutschen Bühnenvereins und Hamburgs Senator für Kultur und Medien, freut sich auf die Preisverleihung im Theaterhaus Stuttgart. Er erklärt: „Mit dem Deutschen Theaterpreis DER FAUST feiern die Künstler*innen die grenzenlose Kraft der Darstellenden Künste. Jeden Tag öffnen uns die Bühnen im ganzen Land neue Blicke auf unsere Welt. Sie zeigen mit Worten, mit Musik, mit Bildern, mit Emotionen, dass eine andere Welt möglich ist. Dieses Jahr ist DER FAUST zu Gast in Stuttgart, wo die Familie Flöz jenseits aller Sprachgrenzen die Preisverleihung zu einem großen Fest der Theaterkunst machen wird.“
„Ich freue mich für Sebastian Hartmann. Die Nominierung würdigt seine herausragende Leistung als Regisseur von EINES LANGEN TAGES REISE IN DIE NACHT – seiner achten Inszenierung am Staatsschauspiel Dresden. In Eugene O’Neills Klassiker verfügen die Schauspieler*innen frei über die geprobten Situationen und Textpassagen und setzen sie in jeder Aufführung neu und live zusammen. Durch diese von Sebastian Hartmann entwickelte Spielweise wird jeder Theaterabend zu einer ‚Premiere‘ mit großer spielerischer Intensität“, so Joachim Klement, Intendant des Staatsschauspiels Dresden.
In der Begründung der Jury heißt es: „Sebastian Hartmann inszeniert EINES LANGEN TAGES REISE IN DIE NACHT nicht als klassisches Familiendrama, sondern als düstere, assoziative Traumwelt. Seine Regie löst den Text radikal aus der psychologischen Tiefenzeichnung und überführt ihn in eine abstrakt-poetische Bühnenkomposition, in der Räume, Zeiten und Identitäten fließend werden. Statt linearer Erzählung setzt die Regie auf Fragmentierung, Überlagerung und performative Freiheit. Dabei entsteht ein offenes Spiel über Erinnerung, Wahrnehmung und das theatrale Moment selbst. Hartmanns Handschrift ist unverkennbar: bildmächtig, philosophisch, musikalisch gedacht – ein Theater der Auflösung und Verdichtung, das dem klassischen Stoff eine neue, zeitgenössische Sprache verleiht. Die Inszenierung lebt von ihrer sinnlichen Wucht und einem grandios aufspielenden Ensemble. Ein grandioser Theaterabend, der nicht erklärt, sondern erleben lässt, der das Unbewusste des Dramas ebenso durchdringt wie seine performative Oberfläche.“
Die Preisträger*innen kürt nun eine siebenköpfige Jury, die von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste benannt wurde.
Einfache Sprache
Das Stück zeigt einen Tag im Leben der Familie Tyrone, in der niemand glücklich ist.
Dieser Tag ist für die Familie wie eine lange Reise.
Die Familie besteht aus dem Vater James, der Mutter Mary und den beiden erwachsenen Söhnen.
Sie heißen Jamie und Edmund.
Der Vater James ist ein erfolgreicher Schauspieler.
Er hat viel Geld verdient, aber er ist geizig.
Das werfen ihm die Söhne vor.
Edmund ist der jüngere Sohn und er ist sehr krank.
Edmund und Jamie klagen den Vater an, weil er keinen guten Arzt bezahlt.
Der Vater und die Söhne sorgen sich auch um die Mutter Mary.
Nach der Geburt von Edmund hatte die Mutter Schmerzen.
Der Arzt gab ihr starke Schmerzmittel.
Seitdem ist sie abhängig davon.
Alle hoffen, dass Mary ihre Sucht überwinden kann.
Aber sie schafft es nicht.
Die Abhängigkeit zerstört Mary.
Am Ende hat die Mutter einen Traum, aber in ihrem Leben ändert sich nichts.
Das Besondere ist: Jede Aufführung ist etwas anders.
Die Reihenfolge der Inhalte ändert sich.
Denn die Schauspieler*innen setzen den Text an jedem Abend neu zusammen.