Preisträger*innen des Fast Forward Festivals 2025

Am letzten Tag des europäischen Festivals für junge Regie Fast Forward, fand am 16. November 2025, 22.30 Uhr, die Preisverleihung im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden statt. Die Festivaljury kürte die finnische Produktion STEAL THIS PERFORMANCE von Pauli Patinen zum Fast Forward Preisträger 2025. Der Festivalpreis 2025 besteht in dieser Ausgabe aus der Einladung zu einer Arbeitsresidenz in Dresden. Den Preis richtet das Staatsschauspiel Dresden in Kooperation mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste aus.

Die Begründung der Festivaljury, der in diesem Jahr die Dramaturgin und Kuratorin Carmen Hornbostel (Wiener Festwochen), Csaba Polgár (Künstlerischer Leiter Örkény István Theater Budapest), Carena Schlewitt (Künstlerische Leiterin des internationalen Produktionshauses HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste), die Theaterkritikerin Natasha Tripney (schreibt u. a. für THE GUARDIAN und BBC CULTURE und ist Herausgeberin des britischen Theatermagazins THE STAGE) sowie Nadja Stübiger und Marin Blülle (Mitglieder des Schauspielensembles des Staatsschauspiels Dresden) angehören:

„Fast Forward ist unter Festivals eine Seltenheit. Indem es sich auf Künstler*innen in der Anfangsphase ihrer Karriere konzentriert, gewährt es dem Publikum einen Einblick in die Zukunft des europäischen Theaters. Es ist eine einmalige Gelegenheit, Künstler*innen zu Beginn ihrer Laufbahn zu sehen, wie sie ihre Stimme finden und ihre Vision verfeinern. Es hat als Sprungbrett für zahlreiche Karrieren und als Raum für Experimente und Provokationen, Verspieltheit und Heilung gedient.

Es war ein großes Privileg, als Jurymitglied für dieses Festival tätig zu sein, aber es ist auch sehr bedauerlich, dass dies wahrscheinlich die letzte Ausgabe von Fast Forward in Dresden sein wird. Dies ist sowohl für die Stadt als auch für junge Theaterkünstler*innen ein Verlust. In einer Zeit, in der wir in vielen Ländern Europas ein rasantes Wiederaufleben des Nationalismus erleben, brauchen wir mehr Räume für den kulturellen Austausch, nicht weniger.

Als Jury waren wir beeindruckt von der Vielfalt der Stile und Ansätze des diesjährigen Programms, von der reichen Bandbreite der Formen und der Bereitschaft, Kategorien zu verwischen – oder sogar zu sprengen. Wir fanden in allen Stücken viel Bewundernswertes, und die Wahl eines Gewinners/einer Gewinnerin war keine leichte Aufgabe.

In diesem Jahr haben wir beschlossen, Pauli Patinen für STEAL THIS PERFORMANCE auszuzeichnen. Die Konzeption dieser Arbeit wird bereits im Titel offenbart. Es ist in vielerlei Hinsicht ein gewagtes und mutiges Stück, das aus einer Reihe von theatralischen Insiderwitzen ein Werk schafft, das sich gleichzeitig mit der Geschichte des Theaters und seiner Zukunft befasst. Es ist ein Stück, das das Publikum dazu bringen soll, sich zu fragen, was es bedeutet, als Künstler *in originell zu sein, und dies, indem es Texte, Bilder, performative Formate und Ästhetik auf höchst gekonnte Weise miteinander verknüpft. Die Konstante ist der Darsteller Juho Keränen, der während der gesamten Aufführung selbstbewusst bleibt. Er kämpft um seine Position als Mensch in einer Welt voller Informationen und Algorithmen. Das Stück beschäftigt sich mit Fragen darüber, was es bedeutet, die Vergangenheit neu zu interpretieren und die Kunstform weiterzuentwickeln, und zwar nicht nur auf theoretische Weise, sondern auf eine treibende, unterhaltsame und oft aufregend körperliche Art und Weise. Hinter dem ästhetischen Feuerwerk verbirgt sich ein echtes Ringen mit dem Druck, originell sein zu müssen.

Pauli Patinen und Juho Keränen haben einen Weg gewählt, ihn konsequent verfolgt. Das bewundern wir. Herzlichen Glückwunsch!“

Foto: Sebastian Hoppe

Zum vierten Mal wurde auch ein Fast Forward Jugend-Jury-Preis verliehen, denn der Blick der jungen Generation auf die Regiearbeiten ist ein ganz eigner. Für den Fast Forward Jugend-Jury-Preis wurden Ashley Ho und Domenik Naue mit LAST PORTRAIT ausgewählt.

Zur Begründung: „Die Mischung aus sanfter Bewegung, tiefer Verbundenheit und liebevoller Ruhe zur eigenen Familiengeschichte hat uns bewegt und in ihr konnten wir uns wiederfinden. Für uns denkt LAST PORTRAIT Theater neu, es gibt dem Publikum Zeit, sich auf das zu Sehnende einzulassen. Es entwickelt einen Raum, der sowohl ein Ort der Erinnerung als auch der neuen Ideen ist. Es ist vulnerabel und baut eine Vertrautheit auf. Wir fordern diese radikale Zärtlichkeit, die wir in diesem Stück sehen. Uns ist bewusst, dass dies eine privilegierte Sicht auf die Dinge ist – wir sind weiß und aus Deutschland. Und doch fordern wir Hoffnung ein – für eine ganze Generation. Wir wollen keinen Krieg, wir wollen Menschlichkeit – darum lasst sie uns gemeinsam leben, auch hier im Theater.“

Foto: Sebastian Hoppe

Und schließlich wurde eine Produktion mit dem Fast Forward Publikumspreis ausgezeichnet, bei dem die Besucherinnen und Besucher eingeladen waren, ihren Festival-Favoriten zu küren. Hier wurde darüber abgestimmt, welche der künstlerischen Arbeiten am meisten berührt, überrascht, provoziert, begeistert oder zum Nachdenken angeregt hat. Gewinnerin des Publikumspreises ist die slowenische Regisseurin Živa Bizovičar mit ihrer Inszenierung BOŠKO & ADMIRA.

Foto: Sebastian Hoppe

Mit der Preisverleihung am 16. November 2025 endete Fast Forward. Das Festival zeigte in vier Tagen acht Inszenierungen aus Italien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Slowenien und den Niederlanden im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden, in Hellerau, im Probenzentrum Charlotte-Bühler-Straße und im Labortheater der Hochschule für Bildende Künste.

Wie im vergangenen Jahr besuchte ein auffällig junges und interessiertes Publikum die Aufführungen, führte mit den Künstlerinnen und Künstlern Gespräche im Festivalzentrum und an der Festival-Bar. Bereits vor Festivalbeginn waren nahezu alle Vorstellungen ausverkauft. Über 2.400 Besucher*innen waren Teil des Festivals, dies entspricht einer Auslastung von 99,4 %. Unsicher ist im Moment allerdings die Finanzierung des Festivals. 2026 pausiert Fast Forward aufgrund der Haushaltssituation in Sachsen. Ob nach dem Wechsel der Intendanz am Staatsschauspiel Dresden mit Beginn der Spielzeit 2027/2028 das Festival fortgesetzt werden kann, ist derzeit unklar.

In Zusammenarbeit mit der European Theatre Convention ETC fand zum dritten Mal das Fast Forward Festival-Forum mit europäischen Studierenden und Theater-Fachleuten statt. Das Programm 2025 wurde erneut von Charlotte Orti von Havranek kuratiert.

Das Fast Forward Festival fand statt in Kooperation mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste und der Hochschule für Bildende Künste Dresden und dem Projektraum Hole of Fame.

Das Festival wurde 2025 realisiert mit Unterstützung des Fördervereins Staatsschauspiel Dresden e. V., der European Theatre Convention ETC, des Institut français, des französischen Ministeriums für Kultur und dem Fonds Podiumkunsten der Niederlande.