Premiere 30.06.2012 › Schauspielhaus

Blütenträume

von Lutz Hübner
Mitarbeit: Sarah Nemitz
Auf dem Bild: Lars Jung, Helga Werner, Cornelia Schmaus, Günter Kurze, Albrecht Goette, Annedore Bauer
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Hannelore Koch, Cornelia Schmaus, Albrecht Goette, Annedore Bauer, Helga Werner, Günter Kurze
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Annedore Bauer, Albrecht Goette
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Günter Kurze, Philipp Lux
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Cornelia Schmaus, Hannelore Koch, Philipp Lux
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Hannelore Koch, Helga Werner, Günter Kurze, Albrecht Goette, Cornelia Schmaus
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Lars Jung, Philipp Lux, Günter Kurze
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Helga Werner, Lars Jung
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Philipp Lux
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Cornelia Schmaus, Günter Kurze, Philipp Lux, Hannelore Koch, Albrecht Goette
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Albrecht Goette, Annedore Bauer, Lars Jung
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Cornelia Schmaus, Annedore Bauer, Helga Werner, Hannelore Koch
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Cornelia Schmaus, Günter Kurze
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Annedore Bauer, Günter Kurze, Cornelia Schmaus, Albrecht Goette
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Günter Kurze, Albrecht Goette, Annedore Bauer
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Cornelia Schmaus, Lars Jung, Helga Werner, Annedore Bauer, Hannelore Koch, Albrecht Goette, Günter Kurze
Foto: David Baltzer
Auf dem Bild: Helga Werner, Lars Jung
Foto: David Baltzer

Handlung

Sechs alte Menschen, sechs Charaktere, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch eines haben sie gemeinsam: Allesamt wollen sie das Ende ihrer Einsamkeit mittels professioneller Hilfe in einem VHS-Kurs besiegen. Da sind Frieda und Gila: zwei Witwen. Frieda, die, seit sie denken kann, verheiratet war und nun – da ihr Mann gestorben ist – nicht weiß, wie Allein-Leben geht, und Gila, die sich permanent um das Wohl anderer kümmert und sich trotzdem ungebraucht fühlt. Da ist Heinz, der schlagkräftige Automechaniker, der auf reife Damen steht. Friedrich, der geschiedene und überkorrekte Schuldirektor a. D. Britta, die Bibliothekarin und Einzelgängerin. Ulf, der geschiedene Schreiner und Mann der „kleinen Schritte“. Und dann sind da noch Jan und Julia: Julia, die für den Kurs eigentlich etwas zu jung ist und die erfolgreich im Job aber unglücklich in der Liebe ist und deswegen ihr Glück in einem Flirtkurs sucht und Jan, der gescheiterte Schauspieler und völlig inkompetente Kursleiter, der das Fass zum Überlaufen bringt. Der Volkshochschulkurs scheitert, ehe er richtig begonnen hat. Doch die Damen und Herren der Ü60 lassen sich nicht unterkriegen und hecken gemeinsam einen kühnen Plan aus ...
BLÜTENTRÄUME ist eine Komödie von Lutz Hübner über die Generation „Best Ager“, „Menschen in der nachberuflichen Lebensphase“ oder „Generation Silver Sex“. Es ist ein Stück über die Gebrechen und Tücken, die Vereinsamung und Vereinzelung, die mit dem Alter Hand in Hand gehen. Es ist aber auch eine Geschichte über Menschen, die jenseits der späten 50 noch vital und voller Energie sind und sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, dass die „post-work“-Lebensphase gleichbedeutend ist mit einem Abstellgleis. Deshalb heißt die Losung: „Flirtkurs 55+“. Lutz Hübners Geschichte bringt die „Old-Stars“ des Ensembles in wunderbaren Rollen auf die Bühne. Eine Hommage an das Älterwerden in Würde – im Leben und auf den Brettern, die die Welt bedeuten.

Besetzung

Regie
Thomas Birkmeir
Bühne
Christoph Schubiger
Kostüme
Irmgard Kersting
Licht
Michael Gööck
Dramaturgie
Frieda, Witwe
Helga Werner
Ulf, Schreiner
Lars Jung
Gila, Witwe
Cornelia Schmaus
Heinz, Automechaniker
Günter Kurze
Britta, Bibliothekarin
Friedrich, Schuldirektor
Julia, Maklerin
Annedore Bauer
Jan, Seminarleiter

Video

Pressestimmen

„Lustvoll zeichnen die Schauspieler die Charaktere, ohne auch nur einen zu beschädigen. Das Ganze ist eine Inszenierung die voller Leichtigkeit die Generationsgrenze überspringt.“
Sächsische Zeitung, Monika Dänhardt
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„Rund zweieinhalb Stunden intelligente Kurzweil um ein Thema, welches in unserer Gesellschaft schon geraume Zeit sehr aktuell ist: Wohin mit sich und den anderen in der ‚nachberuflichen Lebensphase‘? Lustvoll zeichnen die Schauspieler die Charaktere, ohne auch nur einen zu beschädigen. Das Ganze ist eine Inszenierung die voller Leichtigkeit die Generationsgrenze überspringt. Langer, herzlicher Beifall von Jungen und Alten.“
Monika Dänhardt, Sächsische Zeitung
„Da trägt jeder mit seinem Part zur schauspielerischen Qualität des Abends bei. Eine liebenswert erzählte Geschichte, die den Zuschauern spürbar viel Freude bereitet.“
Dresdner Neuste Nachrichten, Gabriele Gorgas
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„Regisseur Thomas Birkmeir hat ‚Blütenträume‘ von Lutz Hübner am Staatsschauspiel Dresden inszeniert, und er arbeitet mit einer Besetzung, die sich durchweg als erlesen bezeichnen lässt. Da trägt jeder mit seinem Part zur schauspielerischen Qualität des Abends bei. Eine liebenswert erzählte Geschichte, die den Zuschauern spürbar viel Freude bereitet.“
Gabriele Gorgas, Dresdner Neuste Nachrichten
„Thomas Birkmeirs Regie ist präzise, die Schauspieler sind durch die Bank großartig. Ein Stück für Jung und Alt. Selten passte dieser Satz so gut.“
Dresdner Morgenpost, Guido Glaner
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„Das Stück ist in seiner Zwittrigkeit von Komödie und Drama virtuos gebaut. Herzlichem Lachen folgt Beklemmung auf dem Fuße. Es pflegt oberflächliche Witze wie tiefsinnige Komik, beides gespiegelt am Ernst des unausweichlichen Dahinschwindens, was immer wieder erschütternd daherkommt. Dabei lässt das Stück keine Spur von Rührseligkeit aufkommen. Immer wenn Sozialkitsch droht, gibt Hübner der Story eine Wendung in die andere Richtung. Die große Kunst des Dramatikers besteht darin, in jeder Rolle einen Typus angelegt und diesen mit der Einzigartigkeit eines persönlichen Schicksals distanziert mitleidig und mit genauem Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse verschmolzen zu haben.
Thomas Birkmeirs Regie ist präzise, die Schauspieler sind durch die Bank großartig. Ein Stück für Jung und Alt. Selten passte dieser Satz so gut.“
Guido Glaner, Dresdner Morgenpost

Der Lutz-Hübner-Effekt

Die Dramaturgin Beret Evensen über den Autor Lutz Hübner
Die Arbeit mit Stücken von Lutz Hübner ist eine besondere. Er hat die Gabe, einem gesellschaftlichen Seismographen gleich, immer wieder jene Themen zu erspüren, die gerade in der Luft liegen, die jeden Zuschauer auf eine Weise betreffen. Seine Geschichten bieten denen, die sie auf der Bühne erzählen, die Chance, ihr Publikum unmittelbar zu erreichen. Lutz Hübner schöpft aus dem Alltäglichen, sein Repertoire ist vielfältig: In „Frau Müller muss weg“ thematisiert er das Ringen der Eltern um die optimale Startposition ihres Nachwuchses auf dem Weg in die Leistungsgesellschaft, in „Blütenträume“ die Einsamkeit der sogenannten Best Ager und ihre Suche nach einem alternativen Lebensmodell jenseits der Familie. „Dream Team“ handelt von der Perspektivlosigkeit junger Kleinkrimineller, die sie den Weg zurück ins bürgerliche Leben verpassen lässt, während „Ehrensache“ die Sprengkraft aufeinanderprallender kultureller Wertesysteme schildert. Hübners jüngstes Stück „Die Firma dankt“ ist eine Farce um die Gepflogenheiten der modernen Unternehmenskultur und ihrer jungen Repräsentanten, die einen erfahrenen Ritter der Old Economy in den Irrsinn treiben.

Alle Stücke entstehen in enger Zusammenarbeit mit seiner Co-Autorin Sarah Nemitz. Das Ergebnis sind perfekt komponierte Plots, die den Zuschauer über weite Strecken amüsieren, ohne die Nöte der Figuren dem Lachen preiszugeben. „In einem guten Stück müssen alle Figuren Recht haben“, sagt Hübner, „nicht die ganze Zeit, aber irgendwann jeder einmal, am besten alle die ganze Zeit, dann ist es ein Stück, welches nachhallt. Der Dramatiker muss Verständnis für das übelste Gelichter aufbringen, die borniertesten Dünkel beklatschen können und den simplen Naturen ihr simples Weltbild belassen. Nichts schlimmer als Autoren, die in jeder Zeile heraushängen lassen, dass sie eigentlich viel klüger als ihre Figuren sind.“

Die Geschichten des Lutz Hübner orientieren sich am Leben selbst und an seinen alltäglichen Untiefen. Und weil jeder Zuschauer ein Experte des Lebens ist, erreichen sie so viele Menschen. Ein besonderes Phänomen ist dabei noch zu beobachten: In Hübners Komödien, Familientragödien und Milieustudien überschreitet das Publikum immer wieder eine Grenze. Das Spiel auf der Bühne wird nicht mehr als eine Kunstform wahrgenommen, die Leistung der Schauspieler nicht nach den üblichen Maßstäben von Virtuosität, spielerischem Einfallsreichtum und sprachlichem Ausdruck beurteilt. Es passiert etwas, dass meistens den ersten Theatererlebnissen in der Kindheit vorbehalten bleibt: Darsteller und Figur verschmelzen miteinander und werden eine Einheit, die Charaktereigenschaften des hübnerschen Personals werden automatisch den Schauspielerinnen und Schauspielern zugeordnet, der Zuschauer fühlt eine Vorstellung lang mit den Figuren und nimmt sie dann mit sich ins echte Leben.
Diese Reaktion, die man den „Lutz-Hübner-Effekt” nennen könnte, zeigt sich auch an einem Abend im Dresdner Theaterfoyer. Die Darstellerin der Frau Müller sieht sich plötzlich mit ernsthaft vorgebrachten Fragen zur pädagogischen Praxis konfrontiert. Ihre Kollegin (eine gebürtige Dresdnerin), die die heimwehkranke Kölnerin Marina Jeskow spielt, wird euphorisch mit dem Satz „Es geht mir genau wie Ihnen! Es gelingt mir einfach nicht, hier im Osten anzukommen“ begrüßt, während eine andere leise Kritik für ihre opportunistische Haltung im Klassenzimmer einstecken muss. Den Lutz-Hübner-Effekt Abend für Abend bei den Vorstellungen mitzuerleben, macht Theatermenschen auf und hinter der Bühne glücklich. Er schenkt den Zuschauern ein intensives Theatererlebnis, amüsiert sie, fordert die eigene Positionierung ein und sorgt dafür, dass sie bald wieder ins Theater kommen. Der Theaterkritiker Peter Michalzik bringt es auf den Punkt: Lutz Hübner spielt „eine Hauptrolle auf deutschen Bühnen. Er vergibt keine Zensuren und er liefert auch keine Klischees. Er spitzt sehr geschickt zu, wo tatsächlich der Konflikt, die Angst und der Hass lauern. Er zeichnet nicht nur sehr genau, er überzeichnet auch, zieht die Schraube eine Drehung weiter, er steigert den Konflikt ins Groteske, bis dahin wo der Irrsinn der Wirklichkeit sichtbar wird. Hübner ist der bisher trotz allem Erfolg zu wenig geschätzte Vorreiter einer neuen, konkreten, gesellschaftsbezogenen Dramatik.“

Lutz Hübner wurde 1964 in Heilbronn geboren. Er ist einer der meistgespielten deutschen Gegenwartsdramatiker. Bevor er 1994 begann, Stücke zu schreiben, arbeitete er als Schauspieler. Inzwischen sind über 30 Dramen von ihm erschienen und auf zahlreichen Bühnen im In- und Ausland zur Aufführung gekommen. Das Porträt des Autors von Beret Evensen ist die gekürzte Version eines Vorwortes zu einem Sammelband seiner neueren Stücke, der im Mai 2011 im Verlag Theater der Zeit erschien.