Uraufführung 21.08.2016 › Schlosstheater

Der Weltensammler

nach dem Roman von Ilija Trojanow
Auf dem Bild: Christian Clauß Jasper Diedrichsen
Foto: Krafft Angerer
Auf dem Bild: Valentin Kleinschmidt, Jasper Diedrichsen, Christian Clauß, Chor
Foto: Krafft Angerer
Auf dem Bild: Christian Clauß, Jasper Diedrichsen
Foto: Krafft Angerer
Auf dem Bild: Katharina Lütten, Jasper Diedrichsen, Christian Clauß
Foto: Krafft Angerer
Auf dem Bild: Katharina Lütten, Jasper Diedrichsen
Foto: Krafft Angerer
Auf dem Bild: Katharina Lütten, Jasper Diedrichsen, Christian Clauß
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Auf dem Bild: Jasper Diedrichsen
Foto: Krafft Angerer
Auf dem Bild: Katharina Lütten
Foto: Krafft Angerer
Auf dem Bild: Christian Clauß
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Auf dem Bild: Jannik Hinsch, Katharina Lütten, Christian Clauß, Jasper Diedrichsen, Valentin Kleinschmidt
Foto: Krafft Angerer
Auf dem Bild: Katharina Lütten, Jasper Diedrichsen
Foto: Krafft Angerer
Auf dem Bild: Katharina Lütten, Valentin Kleinschmidt, Christian Clauß, Jannik Hinsch, Jasper Diedrichsen
Foto: Krafft Angerer

Handlung

Sir Richard Francis Burton ist eine der exzentrischsten Figuren des 19. Jahrhunderts. Als britischer Offizier und Forschungsreisender dringt er in kulturell wie geografisch unbekannte Regionen vor. Er übersetzt erstmals das Kamasutra und die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht. Seine Reiseberichte inspirierten nicht nur Karl May – sie liefern heute noch die Vorlage für abenteuerliche Graphic Novels. Schon früh ist dem jungen Burton das viktorianische England zu eng und zu bieder. Im Dienst der Britischen Ostindien-Kompanie lernt er in den Kolonien wie besessen Sprachen – bis zu 20 soll er schließlich beherrscht haben –, vertieft sich in fremde Religionen und reist zum Schrecken der einheimischen ­Behörden anonym herum. Seinen britischen ­Kollegen ist Burton schnell als „weißer Neger“ suspekt, binnen Kurzem zweifeln Einheimische nicht an seiner Identität als persischer Arzt auf Pilgerreise. So betritt er, zum Islam konvertiert, als einer der ersten Europäer die heiligen Stätten von Mekka und Medina. Burton gelingt es, Traditionen und Sprachen scheinbar wie Kleider an- und abzulegen. Seine Wandlungsfähigkeit befähigt ihn zur Spionage, doch geht er in dieser Funktion nie wirklich auf: Burton ist ein Weltensammler, ein begierig Lernender, der unaufhörlich suchen, aber auf gar keinen Fall finden will.
Ilija Trojanow vernetzt unterschiedliche Perspektiven auf Burton, lässt Begleiter zu Wort kommen und nutzt Protokolle, Briefe, Zeugenbefragungen. Burtons radikale Einverleibungen des Fremden eröffnen einen neuen Blick auf aktuelle Debatten um Integration, Herkunft und Heimat. Nicht Vergangenheit präge das Zugehörigkeitsgefühl eines Menschen, so Trojanow, entscheidend sei die Frage, wohin man gehen will.
Der junge Regisseur Johannes Ender, der sowohl in Damaskus studierte, als auch Uganda und Nepal bereiste, bringt den prämierten Roman im Schlosstheater mit drei Schauspielern und einem Chor zur Uraufführung.

Besetzung

Regie
Johannes Ender
Bühne
Marie Gimpel
Kostüme
Claudio Pohle
Musik
Daniel Dominguez Teruel
Chorleitung
Christiane Büttig
Dramaturgie
Lucie Ortmann
Richard Francis Burton
Jasper Diedrichsen
Kundalini, Offizier, John Hanning Speke
Katharina Lütten
Naukaram, Offizier, Sa’ad, Sidi Mubarak Bombay
Christian Clauß
Trompete, Gitarre, Harmonika, Großwesir der Osmanen
Valentin Kleinschmidt
Schlagzeug, Gitarre, Großwesir der Osmanen
Chor
Christiane Büttig, Max Dreier, Lennart Fritzsch, Constanze Metz, Mats Nicolai, Carmen Pauli, Aileen Pönack, Romy Riffel

Pressestimmen

„Ein Versuch sich das Fremde quasi einzuverleiben, vermittelt manch neue Sicht auf heutige Diskussionen über Heimat und Integration. Äußerst gelungen.“
Deutschlandradio Kultur, Hartmut Krug, 22.08.2016
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22.08.2016
„Ein Versuch sich das Fremde quasi einzuverleiben, vermittelt manch neue Sicht auf heutige Diskussionen über Heimat und Integration. Exotik und Romantik gibt es in dieser Bühnenfassung und im Spiel der nur drei blonden Schauspieler nicht. Regisseur Johannes Ender, der auch für die Bühnenfassung verantwortlich ist, hat sie zu einem schönen variantenreichen gestischen Spiel angehalten. Wunderbar, wie Jasper Diedrichsen als Burton und Katharina Lütten als schöne Inderin ihre problemreiche Beziehung mit all den An- und Umverwandlungen ausstellen, während Christian Clauß in seinen Rollen, vor allem der des Dieners, mit körpersprachlicher Disziplin nicht nur die Klischees seiner Figuren zeigt.
Äußerst gelungen.“
Hartmut Krug, Deutschlandradio Kultur
„Nimmt man diesen Einstand der Interims-Intendanz am Dresdner Staatsschauspiel symbolisch, könnte es eine nachdenkliche Spielzeit werden – aber nicht unspannend.“
Sächsische Zeitung, Johanna Lemke, 23.08.2016
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23.08.2016
„Ausweichsweise wird im Schlosstheater gespielt. Das Schauspielhaus wird saniert, darum findet die Premiere von ‚Der Weltensammler‘ hier statt, wo sich bis vor ein paar Jahren die reguläre Kammerbühne des Staatsschauspiels befand. In der Kapelle unter dem prachtvollen Schlingrippengewölbe kommt ein Text zur Uraufführung, der so ziemlich das Gegenteil ist von Angst: ‚Der Weltensammler‘ von Ilija Trojanow ist nicht nur ein Buch über den exzentrischen Entdecker Richard Francis Burton. Es ist auch der preisgekrönte Roman über einen, der die Fremde kennenlernen will, indem er vollends in ihr aufgeht.
Wie kann man eine Geschichte wie diese in all ihrer Farbigkeit auf eine Theaterbühne bringen? Regisseur Johannes Ender hält sich den Anspruch vom Leib und reduziert die Mittel. Welch angenehme Zurückhaltung.
Die drei Schauspieler Jasper Diedrichsen, Katharina Lütten und Christian Clauß teilen sich die Rollen, bebildern den Text mit kleinen Gesten und winzigen Effekten. Der pantomimisch äußerst talentierte Clauß macht den indischen Diener, den britischen Offizier, den ägyptischen Führer. Er tänzelt durch die Rollen, erschafft mit wenigen Lauten ganze Räume. Jasper Diedrichsen, neu im Ensemble des Staatsschauspiels, gibt vorwiegend den Richard Burton. Er spielt ihn mit großer Präzision als nachdenklichen, besonnenen und nie überheblichen Mann. Der die Welt und die Menschen erfahren will und dafür das eigene Ich abgibt. ‚Halten Sie sich von allem Fremden fern‘, wird Burton anfangs gewarnt. Doch die Identität, sagt er später, wird dadurch bestimmt, wie die anderen einen sehen. ‚Das wollte ich spüren.‘
Nimmt man diesen Einstand der Interims-Intendanz am Dresdner Staatsschauspiel symbolisch, könnte es eine nachdenkliche Spielzeit werden – aber nicht unspannend.“
Johanna Lemke, Sächsische Zeitung
„Viel Beifall für ein insgesamt doch recht kurzweiliges und anregendes Spektakel.“
Dresdner Neueste Nachrichten, Tomas Petzold, 23.08.2016
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23.08.2016
„Die Spielfassung zum ‚Der Weltensammler‘ hat Regisseur Johannes Ender gemeinsam mit der Dramaturgin Lucie Ortmann erarbeitet und mit dem Schauspieler Jasper Diedrichsen, der als Darsteller der Hauptfigur am Staatsschauspiel debütiert.
Ein eingespieltes Trio bilden Clauß und Diedrichsen mit der ebenfalls neu in Dresden engagierten Katharina Lütten, die mehrere Rollen, mal mehr erotisch, mal eher gendermäßig zu interpretieren hat, was ihr mit versierter Wandlungsfähigkeit gelingt. Christian Clauß wuselt als ein meistens aufgeregter Diener, Begleiter, Widerpart durch die Szenen. Fast ausschließlich mit ‚handgemachten‘ Mitteln und einfachen Requisiten, im Wechsel von darstellendem Spiel, Erzählung und Kommentar lassen sie eine ganze Welt erstehen, in der Fantasie, vor dem geistigen Auge oder als Modell. Marie Gimpel hat ein greifbares auf die Bühne gestellt, drei Kugelsegmente, die um eine gemeinsame Achse rotieren, an ein Observatorium erinnern, an einen Globus oder die Schalen einer Frucht, die sich gelegentlich mit goldenem Strahlen öffnet wie lockende Verheißung, Glanz des Morgenlandes, vor der sich jedoch auch auf brutalste Weise geschilderte Szenerien ausbreiten.
Claudia Pohle hat die Hauptakteure in locker das 19. Jahrhundert zitierende Kostüme gesteckt. Außerdem gibt es einen cabaretmäßig gekleideten, singenden und sprechenden Chor sowie mit Jannik Hinsch und Valentin Kleinschmidt zweimal fein ziselierende, mal expressiv donnernde Multinstrumentalisten, die auch als Großwesire taugen und Affen, die sich im Vorspiel laut bellend balgen, dabei, wie sich herausstellt, mutwillig mit dem Ölsack spielen, der die unersetzlichen Aufzeichnungen des Richard Francis Burton enthält.
Viel Beifall für ein insgesamt doch recht kurzweiliges und anregendes Spektakel.“
Tomas Petzold, Dresdner Neueste Nachrichten
„Überirdisch genial das Bühnenbild von Marie Gimpel. Übersinnlich die Gesänge und Musiken.“
Dresdner Morgenpost, Torsten Hilscher, 23.08.2016
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23.08.2016
„Neue Saison und neues Team am Staatsschauspiel. Zum Auftakt der Spielzeit bringt das Theater im Schlosstheater den Erfolgsroman ‚Der Weltensammler‘ von Ilija Trojanow auf die Bühne – als wuchtige Reisebeschreibung eines manisch Neugierigen.
Burton (1821 – 1890) lebte wirklich. Er war Spion, Reisender, Sprachforscher. Jasper Diedrichsen führt Burton ein, wie er diese Theater-Reise über bleiben soll: rastlos, doch unbeirrt kosmopolitisch. Christian Clauß (herrlich als Diener in Passepartout-Manier) mit Präzision dagegen. Dritte im Bunde ist Katharina Lütten. Wunderbar agil, sinnlich, souverän.
Überirdisch genial das Bühnenbild von Marie Gimpel. Übersinnlich die Gesänge und Musiken.“
Torsten Hilscher, Dresdner Morgenpost
„Keine Orte, keine Namen, aber die unendlichen Verlockungen des Fremden.“
nachtkritik.de, Janis El-Bira, 21.08.2016
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21.08.2016
„In die Kapelle des Dresdner Residenzschlosses, die dem Staatsschauspiel während der langen Umbaupause als eine ihrer Ausweichspielstätten dient, hat Bühnenbildnerin Marie Gimpel einen gewaltigen, hohlen Halbglobus gebaut. Außen ist er grau, reine Terra incognita, doch dreht man seine drei großen Lamellen um die eigene Achse, glänzt auf der Innenseite alles golden. Keine Orte, keine Namen, aber die unendlichen Verlockungen des Fremden. Vor und oft auch auf diesem Globus agieren mit Jasper Diedrichsen, Katharina Lütten und Christian Clauß die drei Spieler*innen des Abends in allen wesentlichen Rollen.“
Janis El-Bira, nachtkritik.de
„Marie Gimpel hat ein fast magisches Bühnenbild entworfen: eine graue, stählerne Kugel, wie eine Tiefseetauchglocke. Öffnet sich ihr goldenes Inneres, ist es ein Zimmer oder ein Folterkeller, manchmal schwebt sie wie eine Mondsichel im Raum.“
Die Deutsche Bühne, Ute Grundmann, 01.02.2017
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01.02.2017
„Aus dem Roman haben Regisseur Johannes Ender, Dramaturgin Lucie Ortmann und Hauptdarsteller Jasper Diedrichsen eine Spielfassung für das Schlosstheater erstellt. Marie Gimpel hat dazu ein fast magisches Bühnenbild entworfen: Im schmalen Pfeilerraum hängt nur eine graue, stählerne Kugel, wie eine Tiefseetauchglocke. Öffnet sich ihr goldenes Inneres, ist es ein Zimmer oder ein Folterkeller, manchmal schwebt sie wie eine Mondsichel im Raum.“
Ute Grundmann, Die Deutsche Bühne