Das Leben ist Traum
aus dem Spanischen von Fritz Rudolf Fries
                        Handlung
                    
                    
    In Calderóns 1635 entstandenem Werk lässt König Basilius seinen  Sohn Zygmunt von Geburt an fernab aller Zivilisation in völliger Isolation  gefangen halten, weil ihm prophezeit worden war, dass dieser ihn und sein Land  in Chaos und Leid stürzen werde. Alt geworden, entschließt sich Basilius zu  einem Experiment: Er übergibt seinem Sohn für einen Tag die Herrschaft.  Unerfahren und ohne Maß regiert Zygmunt brutal und tyrannisch. Daraufhin lässt  Basilius ihn schlafend entführen und wieder wegsperren. Die kurze Zeit seiner  Freiheit wird Zygmunt als Traum verkauft. Als das Volk ihn bald darauf erneut  aus der Gefangenschaft befreit und zum König krönt, stellt er sich zum ersten  Mal die Frage, wer er ist und sein könnte, und wie er leben will. In einer  unsicheren Welt, in der Wirklichkeit und Schein so dicht beieinander liegen,  entschließt sich Zygmunt, den Verlockungen despotischer Macht und der Rache  nach erlittener Kränkung zu widerstehen und trifft überraschende Entscheidungen.
    
„Ist denn der Schritt von einem zum andern / so klein nur, dass man fragen muss, / ob was man sieht und genießt / Lüge ist oder Wahrheit?“, heißt es in Calderóns Stück, das Arthur Schopenhauer als „das philosophische Schauspiel par excellence“ bezeichnete. Der bedeutendste spanische Dramatiker der Barockzeit wirft darin Fragen auf nach den Strukturen von Macht und Identität in einer Welt der Täuschungen. Fragen, die in unserer virtuell geprägten Gegenwart, in der zwischen Fiktion und Realität manchmal nur noch schwer unterschieden werden kann, an Brisanz gewinnen.
Eine Pause.


