Handlung
Tessa, eine junge Frau aus der britischen working class, hat sich weit nach oben gekämpft: Inmitten eines elitären Umfelds hat sie es zur Anwältin in einer renommierten Londoner Kanzlei gebracht. Nun brilliert sie als Verteidigerin von Männern, die wegen Sexualstraftaten angeklagt sind. Im Sinne des juristischen Terminus „prima facie“, „bis auf Widerruf“, plädiert sie auf Freispruch, wenn Tathergang und Schuld der Angeklagten nicht absolut eindeutig festzustellen sind. Dabei gleichen die Verfahren für sie einem sportlichen Wettkampf, einem Spiel, bei dem einzig bedeutsam ist, wer als Erste*r über die Ziellinie geht. Ihre liebste Methode ist das Kreuzverhör, bei dem sie die traumatisierten Klägerinnen geradezu lustvoll in Widersprüche verwickelt. Ihre Quote gewonnener Fälle steigt unaufhaltsam, die nächste Karrierestufe ist bereits in Sichtweite, als ihr Leben über Nacht eine dramatische Wendung nimmt: Was als Affäre mit ihrem Kollegen Julian begann, kippt plötzlich in Gewalt. Julian wird nach einem Date übergriffig, woraufhin sich Tessa unvermittelt auf der anderen Seite des Gerichtssaals wiederfindet. Als Anklägerin muss sie nun ihrerseits erleben, wie ihre Wahrnehmung und Glaubwürdigkeit in Zweifel gezogen werden: Im von Männern geprägten Rechtssystem wird auf die lückenlose Rekonstruktion von Vorgängen gepocht, die die Betroffenen nicht klar erinnern können, weil sie währenddessen dissoziierten. Suzie Miller, Dramatikerin und selbst Anwältin, zeigt in ihrem Stück auf, dass die zumeist weibliche Erfahrung sexualisierter Gewalt im Strafrecht bis heute keinen Platz hat.
In der Inszenierung kommt nach ca. 25 Minuten für wenige Sekunden ein Stroboskopeffekt zum Einsatz. Für nähere Informationen wenden Sie sich bitte an unser Abendpersonal!
Eine Triggerwarnung zur Inszenierung finden Sie hier.
Keine Pause.
Besetzung
Termine
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Einfache Sprache
Tessa ist eine junge Frau aus einer armen Familie.
Sie hat Jura studiert und viel Erfolg im Beruf.
Sie ist Anwältin.
Sie verteidigt vor Gericht Menschen, die vielleicht schlimme Dinge getan haben.
Oft sind es Männer, die für Sexualverbrechen angeklagt sind.
Dabei geht Tessa immer davon aus, dass die Männer unschuldig sind.
Das ist für sie wie ein Spiel.
Sie will es gewinnen.
Sie nimmt keine Rücksicht auf die möglichen Opfer und glaubt ihnen nicht.
Aber dann wird Tessa selbst von einem Kollegen vergewaltigt: Er hat Sex mit ihr, obwohl sie das nicht will.
Plötzlich steht sie im Gericht auf der anderen Seite.
Sie klagt ihren Kollegen an.
Jetzt erlebt sie selbst, dass man ihr nicht glaubt.
Sie merkt, dass es für sie keine Gerechtigkeit gibt.
Suzie Miller hat das Stück geschrieben.
Sie hat selbst als Anwältin gearbeitet.
„Prima facie“ ist ein Begriff aus dem Rechtswesen.
Er bedeutet „dem Anschein nach“.