Die Wand
nach Marlen Haushofer

Handlung
Eine Frau findet sich eines Morgens im Gebirge durch eine unsichtbare Wand von der Zivilisation abgeschottet. Der Rest des Lebens scheint wie versteinert, unzugänglich. Lediglich einige Tiere und die Natur innerhalb ihrer plötzlich so geschrumpften Welt leisten ihr Gesellschaft.
Von der Lesart einer postnuklearen Katastrophensituation bis hin zur feministischen Selbstermächtigung hat Marlen Haushofers Roman DIE WAND verschiedenste Interpretationen erfahren und ist längst zum Klassiker geworden. Die ambivalente Situation der Isolation, die Sicherheit und bedrohende Enge gleichermaßen bedeutet, entfaltet ein breites Spektrum an psychologischen wie politischen Deutungsmöglichkeiten: so vergleicht die Ich-Erzählerin an einer Stelle die Wand mit einer neuen Waffe der Großmächte im Kalten Krieg; einer Analogie, der wir uns seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs und Selenskyjs Rede von einer „Mauer inmitten Europas zwischen Freiheit und Unfreiheit“ auf erschreckende Weise wieder angenähert haben. Gleichzeitig erinnert das Bild der Isolation, das die Natur erblühen lässt, an die kurze Pause, welche die Covid-Pandemie der Umwelt bescherte. Und nicht zuletzt beschwört DIE WAND eine Zeit nach der patriarchalischen, kapitalistischen Gesellschaft herauf.
Gemeinsam mit einer Gruppe von Frauen, die momentan in Dresden leben, erkunden Mirjam Schmuck und Fabian Lettow von kainkollektiv zusammen mit der Choreografin Catherine Jodoin die heutige Bedeutung von Wänden, Grenzen und Isolation auf persönlicher und kollektiver Ebene, zwischen Schutz und Gefängnis, Gefahr und Sicherheit. In einem Chor aus Bewegung und Stimme erschaffen sie eine zeitgemäße Überschreibung von Haushofers Roman.